Aus der Zeitung I
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Esslinger Zeitung vom 06.08.1982:

Der sechsspurige Ausbau der Autobahn im Bereich Kirchheim-Aichelberg soll ab 1986 beginnen.
Für den sechsspurigen Ausbau des Streckenabschnitts Wendlingen-Kirchheim der Autobahn
Stuttgart-Ulm soll noch in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren eingeleitet
werden. Zumindest hofft dies das Autobahnamt Baden-Württemberg, das jetzt für den Bereich
Kirchheim-Aichelberg eine Bauzeitplanung vorgelegt hat.
Demnach ist für die Abschnitte Wendlingen-Kirchheim und Kirchheim-Aichelberg ein Baubeginn ab
1986 vorgesehen, für den Abschnitt Aichelberg-Gruibingen noch vor 1986. In einem Schreiben an
die Verwaltung der Stadt Kirchheim führt das baden-württembergische Autobahnamt die zeitliche
Staffelung als Grund dafür an, daß bei den Bauarbeiten an der A8 im Raum Kirchheim
"eine beträchtliche Entzerrung" erreicht werden könne.
Die Befürchtung der Stadt, während der Bauzeit könnte verstärkt Umleitungsverkehr das Kirchheimer
Stadtgebiet belasten, werden vom Autobahnamt als "weitgehend unbegründet" bezeichnet. An allen
Baustrecken würden für jede Fahrtrichtung jederzeit zwei Fahrspuren zur Verfügung gestellt.
Lediglich kurzfristig könne diese grundlegende Forderung während verkehrsarmer Zeiten durchbrochen
werden, und zwar dann, wenn Überführungsbauwerke gesprengt, Stahlflachstraßen eingebaut oder
Fahrspuren umgelegt werden müssen. Diese Behinderungen des ansonsten immer vierspurig zu führenden
Verkehrs auf der Autobahn seien aber auf wenige Stunden beschränkt.
Derzeit ist der Streckenabschnitt Denkendorf-Wendlingen im Bau; mit seiner Fertigstellung ist bis
Oktober dieses Jahres zu rechnen. Von diesem Zeitplan ausgenommen ist das Sulzbachviadukt, für
dessen nördlichen Überbau noch von einem weiteren Jahr Bauzeit auszugehen ist. Bis dahin soll
aber der Verkehr über den restlichen Streckenabschnitt bereits sechsspurig laufen.
Für den Bereich Kirchheim-Aichelberg und Aichelberg-Gruibingen (also den Aichelbergaufstieg)
sind die Planfeststellungsverfahren zu Beginn dieses Jahres eingeleitet worden. Die weiteren
Planungsfortschritte - Festsetzung der Erörterungstermine und Erlaß der Planfeststellungsbeschlüsse -
hängen vom Umfang der eingehenden Einwendungen und den Dispositionen des Regierungspräsidiums
Stuttgart als Planfeststellungsbehörde ab.
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 16.02.1985:


Gestern nachmittag am Aichelberg: Lastzug-Bremsen defekt: Drei Tote
Leichen erst Stunden später entdeckt / Angst vor Giftgas war unbegründet
Erst Stunden später war das ganze Ausmaß eines schweren Verkehrsunfalls erkennbar, der sich gestern
nachmittag auf der Autobahn bei Aichelberg ereignet hat: Als mit Kranwagen die Wracks zweier völlig
ausgebrannter Lastzüge beiseite geräumt waren, kam ein zermalmter Personenwagen zu Vorschein, in dem
Feuerwehrleute und Polizei verkohlte Leichenteile entdeckten. Zunächst herrschte Unklarheit darüber,
wieviele Personen in den Trümmern der Fahrzeuge ums Leben gekommen waren; Erst gegen 19 Uhr bestätigte
die Landespolizeidirektion Stuttgart I, daß drei Menschen getötet wurden.
Auch über den Unfallhergang bestand lange Zeit keine Klarheit, da sich die Einsatzkräfte zunächst
einmal einen Überblick über die Anzahl der beteiligten Personen verschaffen mußten. Fest stand nur
soviel, daß fünf verletzte Insassen von zerstörten Fahrzeugen in die Klinik gebracht worden waren.
Weil befürchtet wurde, die aus PVC-Rohren und Nylonfasern bestehenden Ladungen der beiden LKW könnten
beim Verbrennen Giftgase freisetzen, forderte die Polizei die Bewohner von Aichelberg und Weilheim
auf, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen.
Technischer Defekt
Ersten Ermittlungen zufolge hatte ein talabwärts fahrender Lastzug-Lenker aufgrund eines technischen
Defekts nicht mehr bremsen können und war deshalb auf der rechten Spur gegen einen PKW gestoßen, dessen
Fahrer möglicherweise noch die Gefahr erkannte und nach links ausweichen wollte. Doch der ungebremste
LKW schob dieses Auto auf einen vorausfahrenden Lastzug, der daraufhin noch links umstürzte und
einen PKW unter sich begrub. Die vier Fahrzeuge (zwei LKW und zwei PKW) fingen sofort Feuer und
brannten völlig aus. Die dunkle Qualmwolke war fast eine Stunde lang weithin sichtbar. Der Sachschaden
beläuft sich auf rund 400 000 Mark.
Lange Schlauchleitungen
Die Fahrer beider LKW sowie vermutlich die Insassen jenes PKW, der auf den vorausfahrenden LKW geschoben
worden war, konnten sich trotz ihrer Verletzungen noch rechtzeitig aus den Flammen retten. Für die
Insassen des zweiten, völlig zermalmten Autos kam jede Hilfe zu spät; nach Angaben der Polizei handelt
es sich um Holländer, über deren Idendität am Abend noch nichts bekannt war. Zu dem Unfall, der sich
14.30 Uhr ereignet hatte, war die Freiwilligen Feuerwehren von Gruibingen, Wiesensteig, Zell u. A.,
Aichelberg und Göppingen gerufen worden. Sie mußten mehrere hundert Meter lange Schlauchleitungen
verlegen und zur Bekämpfung der brennenden Ladungen auch ein Schaumrohr benutzen. Um möglichst nah
an die Fahrzeuge herankommen zu können, war zudem der Einsatz von etwa 20 Atemschutzgeräten notwendig.
Spezialist aus Ludwigshafen
Um sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie gefährlich die bei dem Brand enstandenen Gase waren, ließ
die Polizei am späten Nachmittag per Hubschrauber einen Chemiker der Firma BASF aus Ludwigshafen herfliegen.
Er stellte jedoch rasch fest, daß die verbrannten Kunststoffe keinerlei Gefahr für die Bewohner der
angrenzenden Orte darstellten, ein leichter Westwind hatte den Qualm bergaufwärts getrieben, weshalb
vorsorglich auch die Autobahn in Richtung Ulm gesperrt worden war. Die Vollsperrung des Aichelbergs
dauerte bis gegen 17.30 Uhr, als zunächst die talaufwärts führenden Spuren freigegeben wurden.
Sperrung bis zum Abend
Da sich der Unfall an jener Stelle ereignet hat, wo die Autobahn vom Hangeinschnitt auf das Viadukt
übergeht, konnten die Fahrzeugwracks mit Hilfe zweier Kranwagen auf ein angrenzendes Wiesengrundstück
gehievt werden. Erst dann war das ganze Ausmaß des Unfalls zu erkennen: In den Überresten eines
zermalmten PKW lagen die verkohlten Leichen dreier Menschen. Die Sperrung in Richtung Stuttgart dauerte
bis in die Abendstunden an. Auf den Umleitungsstrecken kam es teilweise zu erheblichen Behinderungen.
Ähnlicher Unfall
Fast auf den Tag genau vor vier Monaten hatte sich am Aichelberg ein ähnlicher Unfall ereignet. Auch
damals war ein Sattelzug ungebremst talabwärts gerast, hatte mehrere andere Fahrzeuge gestreift und
war schließlich auf den PKW eines Münchner Ehepaars gestürzt, das in den Trümmern ums Leben kam.
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 30.03.1985:


Zum Dritten Mal in einem halben Jahr: Lastzug rast ungebremst Aichelberg hinab
Der Aichelberg wird immer mehr zu einer gefährlichen Falle für verkehrsunsichere Lastwagen: Zum dritten
Mal innerhalb eines halben Jahres raste gestern nachmittag ein Sattelzug nahezu ungebremst über die
Autobahn-Steilstrecke abwärts und verursachte dabei einen folgenschweren Unfall: Ein Klein-LKW, den er
vor sich herschob, stürzte über das Viadukt rund zehn Meter in die Tiefe. Anschließend schleuderte der
Sattelzug an der Mittelleitplanke entlang und stürzte um. Die Lenker der beiden Fahrzeuge mußten schwer
verletzt in die Klinik am Eichert gebracht werden. Sachschaden: 250 000 Mark. Die Autobahn war in
Fahrtrichtung Stuttgart zwischen Mühlhausen und Aichelberg mehere Stunden lang gesperrt, so daß sich
auf den Umleitungsstrecken teilweise erheblich Staus bildeten.
Möglicherweise haben die Bremsen des belgischen 38-Tonnen-Sattelzugs bereits am Drackensteiner Hang
nicht mehr richtig funktioniert. Denn es gibt offenbar Zeugen, die das Fahrzeug am Fuße dieser
Steilstrecke beobachtet haben. Vermutlich hatte der Fahrer dort die Bremsen abkühlen lassen.
Gegen 14.30 Uhr, als der Sattelzug dann den Aichelberg-Albabstieg befuhr, erkannte der allein im
Führerhaus sitzende Lenker schon von weitem, daß sich unten auf der Ebene ein Stau gebildet hatte. Er
wollte deshalb im Auslauf die Viadukt-Linkskurve abbremsen, stellte jedoch keine Wirkung fest. Der nur
teilweise beladene Sattelzug wurde daraufhin immer schneller, was der Lenker eines vorausfahrenden
Klein-LKW noch erkannte und deshalb beschleunigte. Sein Kastenwagen wurde allerdings trotzdem noch von
dem schweren Lastzug erfaßt, senkrecht hochgehoben und schließlich vom Auflieger über die Brüstung des
Viadukts geworfen. Der Klein-LKW schleuderte rund 50 Meter durch die Luft und stürzte etwa 10 Meter tief
auf den Grünstreifen der Straße, die von Aichelberg nach Weilheim führt. Der Fahrer wurde schwer verletzt.
Unterdessen raste der Sattelzug, immer schneller werdend, weiter. Der Fahrer versuchte zwar noch, den
Verzögerungsstreifen für die Ausfahrt Aichelberg zu erreichen, prallte dabei aber gegen die hintere
rechte Seite eines vorauskriechenden französischen Sattelzugs. Daraufhin schleuderte der defekte
Lastzug quer über die Überholspur, kippte nach links um und rutschte noch etwa 50 Meter weiter, wobei
er die Mittelleitplanken zerstörte. Auch dieser Fahrer erlitt schwere Verletzungen.
Weil zunächst befürchtet worden war, daß die beiden Lenker in ihren Fahrzeugen eingeklemmt sein würden,
waren die freiwilligen Feuerwehren Gruibingen und Wiesensteig alarmiert worden. Die Verletzten konnten
allerdings ohne technische Hilfeleistung befreit werden.
Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Unfällen, bei denen ebenfalls ein Bremsen-Defekt die Ursache
gewesen war, wurden diesmal glücklicherweise keine Personenwagen erfaßt. Wären vor oder links neben dem
belgischen Sattelzug PKW gefahren, hätte auch dieser Unfall vermutlich weitaus schwerwiegendere Folgen
gehabt.
Begonnen hat die Serie schrecklicher Aichelberg-Unfälle im Oktober, als ein österreichischer Sattelzug
mit defekter Bremsanlage abwärts gerast war, mehrere Fahrzeuge streifte bzw. vor sich her schob und den
PKW eines Münchner Ehepaars zermalmte. Die Bilanz: Zwei Tote und sieben Verletzte. - Mitte Februar
konnte erneut ein Lastzug - diesmal ein deutscher - nicht mehr gebremst werden. Er schob einen PKW auf
einen vorausfahrenden Lastwagen, der daraufhin nach links umstürzte und einen PKW unter sich begrub.
Bilanz: Drei Tote.
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 13.11.1985:
Im Frühjahr (1986) geht es richtig los / Drei sichtbare Zeichen für den Ausbau
Verzögerungen hatte es immer wieder gegeben – doch jetzt rattern die Baumaschinen. Und Kurt Wössner,
Chef der Autobahn-Neubauleitung, ist davon überzeugt, dass in fünf Jahren der Verkehr über den neuen
Aichelberg-Aufstieg rollt. Erste sichtbare Zeichen sind bereits erkennbar: Die Gelände-Aufschüttung
an der Anschlussstelle Aichelberg, eine Unterführung im Bereich Kaltenwang und eine Brücke bei
Gruibingen. Mit den ganz großen Erdbewegungen soll im April kommenden Jahres angefangen werden.
Immerhin müssen im oberen Bereich rund drei Millionen Kubikmeter abgegraben und talabwärts befördert
werden. Das sind, so schätzt Kurt Wössner, rund 300.000 Fahrten mit den größten Muldenkippern.
Über 15 Jahre ist es jetzt her, dass der sechsspurige Aichelberg-Ausbau erstmals erwähnt wurde. In
der Folgezeit drohte die Realisierung zunächst an den Kosten zu scheitern (man geht heute von 200
Millionen Mark aus), ehe schließlich rund 20 verschiedene Trassen-Varianten untersucht wurden. Was
jetzt gebaut wird, läuft unter dem Begriff „K“-Trasse. „K“ wie Kompromiss.
Schon aufgefüllt
Weder Aichelberg noch Boll, beide einst harte Kritiker des Vorhabens, hatten im Januar den Sofortvollzug
der Baumaßnahme angefochten; Weilheim war zu diesem Zeitpunkt mit der Trassenführung bereits einverstanden
gewesen. Damit war grünes Licht gegeben für die Weiterführung des sechsspurigen Ausbaus, wie er aus
Richtung Kirchheim bereits im Gang ist. Mit den dort erforderlich gewordenen Abgrabungen wurde im Laufe
des Sommers das Gelände im südlichen Bereich der Anschlussstelle Aichelberg erheblich aufgefüllt – eine
Vorarbeit für die im Frühjahr beginnende Aufschüttung des Damms, der einmal das altersschwache Viadukt
ersetzen soll. Die neue Trasse wird – in Richtung Ulm gesehen – so ziemlich genau an der Anschlussstelle
nach rechts abschwenken und die Landesstraße Boll-Weilheim im Bereich der heutigen Einmündung der Autobahn
mit einer ca. 18 Meter hohen und 113 Meter langen Brücke überqueren. Ein im weiteren Trassenverlauf
stehender Aussiedlerhof fällt der neuen Autobahn zum Opfer.
Nur noch 5,3 Prozent
Der Damm, der mit leichtem Bogen und einer gleichmäßigen Steigung von 5,3 Prozent (bisher: 7 Prozent)
an Höhe gewinnt, ist im Bereich der Gemeinde Aichelberg rund 270 Meter vom jetzigen Viadukt entfernt.
Damit, so Neubau-Chef Kurt Wössner, werde der Ort ganz erheblich entlastet, zumal derzeit der Abstand
zwischen den äußeren Häusern und der Autobahn nur rund 35 Meter betrage. Um aus Richtung Aichelberg
nicht den Eindruck eines mauerartigen Damms entstehen zu lassen, werde die Aufschüttung zum Ort hin flach
angeböscht. Auf diesen nur leicht ansteigenden Flächen sei künftig ein landwirtschaftliche Nutzung möglich.
Die Autobahn selbst ist nach Darstellung von Kurt Wössner im Bereich der Steilstrecke von Aichelberg aus
gar nicht zu sehen: Sie verschwindet hinter einem sechs Meter hohen Lärmschutzwall. Die neue Autobahn
erreicht freilich hinterm Turmberg nicht mehr die Höhe der bisherigen Trasse.
Eine Grünbrücke
Die Folge ist ein 16 Meter tiefer Einschnitt, der eine weithin sichtbare Gelände-Wunde darstellen wird –
allerdings nur vorübergehend, denn er soll auf eine Länge von 100 Metern mit einer so genannten Grünbrücke
abgedeckt und wieder bepflanzt werden; über sie kann außerdem Wildwechsel erfolgen. Dieses Bauwerk, an dem
die Arbeiten im Frühjahr beginnen, dient allerdings noch einem weiteren Zweck: Wenn nämlich etwa 200 Meter
hinter dem Turmberg die neue, dort 25 Meter tief eingeschnittene Trasse die alte Autobahn überquert, muss
der fließende Verkehr umgeleitet werden. Dies erfolgt dann von Frühjahr 1988 bis 1990 über die Grünbrücke,
die dafür allerdings mit einer weitaus höher gelegenen Behelfsbrücke überspannt wird.
Tiefer Einschnitt
Jenseits der jetzigen Trasse, auf der Eckwälden zugewandten Seite, erfolgt an einer Stelle sogar ein 35 Meter
tiefer Einschnitt in das Gelände. Für die Fachleute stellt dies eine „zusätzliche, hervorragende Abschirmung“
in Richtung Bad Boll dar. Die bisherige enge Waldkurve wird demnach, in Richtung Ulm gesehen, mit einem flachen
Bogen links umgangen, wodurch der Maustobel (ca. 250 Meter links der Waldkurve) mit einem Viadukt überspannt
werden muss. Dieses Bauwerk, an die Arbeiten auch im kommenden Jahr beginnen werden, steht auf sechs Pfeilern,
ist bis zu 55 Meter hoch und 475 Meter lang.
Über die Franzosenschlucht
Ein Stück weiter, im Kaltenwang, wurde bereits eine tiefe Grube ausgehoben, um eine Unterführung anlegen zu
können, die sowohl zwei Feldwege verbinden als auch für Dienst- und Einsatzfahrzeuge eine Überfahrt in die
andere Fahrtrichtung ermöglichen soll. Rund 100 Meter abseits der jetzigen Franzosenschlucht-Brücke entsteht
ein neues Viadukt: 25 Meter hoch und 310 Meter lang (Baubeginn ebenfalls 1986). Dann folgt die Trasse nahezu
parallel der bisherigen Autobahn, wobei jedoch die jetzt noch vorhandene Steigung geringer sein wird (was
weitere Erdbewegungen erforderlich macht). Die Trasse führt über das Gelände des Gruibinger Schafhofs hinweg,
ehe sie von der aus Boll kommenden Kreisstraße mit einer Brücke (derzeit in Bau) rechtwinklig überquert wird.
Diese Kreisstraße kommt ab diesem Bereich in den Genuss der alten Autobahn: Richtung Gruibingen (bis zum
Rasthaus) führt sie künftig auf der hangseitigen Spur; in der Gegenrichtung wechselt sie nach 350 Metern
auf die talseitige Fahrspur und schwenkt erst 300 Metern der Franzosenbrücke nach rechts ab, um mit einem
Bogen in die darunterliegende bisherige Kreisstraßen-Trasse zu münden.
Weiterbau fraglich
Die Franzosenbrücke wird ebenso wie das gesamte Aichelberg-Viadukt 1991 abgebrochen; der alte Autobahn-Verlauf
soll rekultiviert werden. Etwa 500 Meter nach dem Rasthaus endet der Ausbau. Dort ist allerdings noch eine Brücke
notwendig, um das Rasthaus auch von der anderen Fahrtrichtung aus günstiger anfahren zu können. Wie’s dann mit
dem Albaufstieg weitergeht, weiß derzeit noch niemand – ebenso wenig, ob sich der gefürchtete Aichelbergstau
künftig weiter zu Albkante hin verlagert. Fest steht nur eines: Das jetzige Projekt ist – so sieht es Kurt Wössner
– in Baden-Württemberg „eine der größten zusammenhängenden Baumaßnahmen im Rahmen der Autobahnmodernisierung“.
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 27.02.1986:

Mehr als ein Lastwagen pro Minute - Am 14. April beginnt der Autobahnausbau
Drei Millionen Kubikmeter Erde müssen bewegt werden / Umleitung führt über "Grünbrücke"
Die Vorbereitungen sind seit Monaten im Gang - am 14. April geht's nun richtig los. An diesem Tag
wird - vorausgesetzt, die Wetterlage läßt es zu - mit den Erdbewegungen für den Bau des neuen
Aichelberg-Albaufstiegs der Autobahn begonnen. Insgesamt müssen im Bereich des Turmberg-Sattels
rund drei Millionen Kubikmeter Material abgegraben und zur Aufschüttung des bis zu 30 Meter hohen
Dammes ins Tal gebracht werden. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung in der Zeller Gemeindehalle
erfuhren die Bürger von Aichelberg, Boll und Weilheim am Dienstagabend auch, was dies bedeutet: Wenn
die Arbeiten voll im Gang sind, so erläuterten Vertreter des Autobahnamts Baden-Württemberg, werden
täglich bis zu 8000 Kubikmeter Aushub ins Tal gefahren. Da ein LKW etwas 10 Kubikmeter transportieren
könne, seien dies 800 Ladungen - während eines Arbeitstages, demnach 'mehr als ein Lastwagen in der
Minute'.
Kein einziger Lastwagen wird freilich über die bestehende Autobahn rollen, sondern über eigens dafür
herzurichtende Baustraßen, die im Bereich zwischen dem bestehenden Viadukt und dem künftigen Damm
verlaufen soll. Eine zusätzliche Belastung Aichelbergs sei, so betonten die Vertreter des Autobahnamts,
dennoch nicht zu befürchten, da man zunächst auf der neuen Trassenführung den wertvollen "Mutterboden"
und mit ihm in Richtung des Orts einen provisorischen Schutzwall aufschütte.
Leicht ansteigende Böschung
Nach Fertigstellung des Dammes, der ab der heutigen Anschlußstelle Aichelberg mit 5,3 Prozent ansteigt
(bisher: 7 Prozent), wird das Gelände in Richtung des dann abzubrechenden alten Viadukts (voraussichtlich
1991) weiter aufgefüllt und damit leicht angeböscht. Dies ist deshalb vorgesehen, um aus Blickrichtung
Aichelberg nicht den Eindruck einer unnatürlichen "Mauer" entstehen zu lassen. Die Autobahn selbst verläuft
hinter einem sechs Meter hohen Lärmschutzwall.
Material für die Böschung
Während für die Aufschüttung des Straßendamms Abraummaterial aus dem Turmbergsattel-Bereich benutzt wird,
soll die spätere Anböschung nach Aichelberg hin jene Trümmer aufnehmen, die beim Abbau und der
Rekultivierung der bisherigen Autobahn anfallen. Und das ist nach Darstellung der Fachleute keine
geringe Menge: Allein die Franzosenschlucht-Brücke bestehe aus 12.000 Kubikmetern Betonmasse, das
Aichelberg-Viadukt sogar aus 50.000 Kubikmetern.
Nach 15jähriger Planung
Obwohl der Startschuß für die Bausmaßnahme nach über 15jähriger Planung nun unmittelbar bevorsteht und
demnach keine Einsprüche mehr möglich sind, wollte das Autobahnamt jetzt die Bürger der unmittelbar
betroffenen Gemeinden detailliert unterrichten - inbesondere über den geplanten Ablauf. Kurt Wössner,
Chef der Neubauleitung: "Das ist auch eine Art Öffentlichkeitsarbeit." Dies erscheine gerade bei diesem
200-Millionen-Mark-Projekt sinnvoll, zumal gewaltige Einschnitte in die Landschaft erforderlich seien.
Provisorische Umleitung
Im Bereich des Turmbergsattel/Pflanzenschule liegt die neue Trasse immerhin bis zu 40 Meter unter dem
heutigen Gelände. Weil sie dort auch die bestehende Autobahn kreuzt, ist der Bau einer provisorischen
Umleitungsstrecke notwendig. Aus diesem Grunde beginnt die Maßnahme auch gleich mit den Vorbereitungen
für jene etwa 100 Meter lange "Grünbrücke", die im Bereich Turmbergsattel einmal die tief eingeschnittene
neue Trasse abdecken soll.
Tunnel für Bau-LKW
Zunächst wird nun rechts der jetzigen Streckenführung (in Richtung Ulm gesehen), beim jetzigen Waldweg-
Durchlaß, eine 130 Meter lange, 80 Meter breite und 30 Meter tiefe Grube ausgehoben, in der das aus
Stahlbeton bestehende Doppelgewölbe der Grünbrücke eingebracht werden kann. Durch den in "offener Bauweise"
errichteten Tunnel (er wird später mit einer fünf Meter hohen Erdschicht abgedeckt und bepflanzt) rollt der
Autobahnverkehr allerdings noch lange nicht. Er wird vorläufig nur von den Baustellenfahrzeugen benutzt,
die so auf die andere Hangseite gelangen können, ohne den Autobahn-Verkehr zu behindern.
Auch Behelfsbrücke
Die bestehende Steckenführung wird provisorisch nach rechts über diese Grünbrücke abgeschwenkt und mündet
etwa 300 Meter weiter wieder in die alte Autobahn ein. Weil freilich das neue Brückenbauwerk weitaus tiefer
liegt, als die jetzige Trasse, muß es zusätzlich mit einer Behelfsbrücke überspannt werden. Dies stellt
sicher, daß der Autobahnverkehr während der gesamten Bauzeit nirgendwo beieinträchtigt wird. Demzufolge
brauche auch weder nachts, noch sonn- oder feiertags gearbeitet zu werden, versicherten die Fachleute.
Sachkundige Führung
Hanns-Karl Schüle vom Kirchheimer Flurbereinigungsamt wies darauf hin, daß die Schätz-Ergebnisse für nicht
verkaufte Grundstücke oder bauliche Anlagen ab Freitag bekannt gemacht würden. Bei etwaigen Widersprüchen
bestehe dann noch die Möglichkeit, die strittigen Objekte vor dem Baubeginn zu überprüfen. Zusätzlich soll
für interessierte Bürger am übernächsten Samstag (8. März) unter sachkundiger Führung eine Begehung des
Trassenverlaufs stattfinden (Treffpunkt: 10 Uhr an der Unterführung der Straße Boll-Weilheim).
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 10.12.1987:

Neue Brücke jetzt begonnen - Über Franzosenschlucht / Autobahn in drei Jahren fertig
In ziemlich genau drei Jahren, am 15. Dezember 1990 soll erstmals der Verkehr über den neuen Aichelberg-Aufstieg
der Autobahn rollen. Inzwischen nehmen dort immer mehr Beton-Bauerwerke Gestalt an: Das neueste Projekt, an dem
die Arbeiten jetzt in vollem Gange sind, ist die Brücke über die Franzosenschlucht. Das östliche Widerlager dazu
wurde bereits fertiggestellt. Wie im gesamten neuen Streckenabschnitt, so liegt auch hier die Autobahn weit
unterhalb der bestehenden Trasse.
Die Franzosenschluchtbrücke, die den Ausläufer der von Eckwälden heraufziehenden Teufelslock-Klinge überspannt,
wird einmal 310 Meter lang sein und eine maximale Höhe von 30 Meter erreichen. Auf ihr verläuft die Autobahn
künftig in das Hochtal in Richtung Gruibingen hinein. Dort, wo der Wanderweg zum Boßler beginnt, steht schon
seit langem eine Brücke in der freien Landschaft: Über dieses Bauwerk wird einmal die von Boll heraufkommende
Kreisstraße die Autobahn überqueren. Weiter in Richtung Aichelberg, in der tiefen Maustobel-Klinge, gehen
unterdessen die Arbeiten am gewaltigsten Bauwerk – einer bis zu 475 Meter langen Brücke – weiter. (…)
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 16.03.1988:

Autobahn-Umleitungsstrecke am Aichelberg
Ab nächste Woche gibt es für den Autobahn-Verkehr am Aichelberg eine gravierende Änderung: Dann müssen
die Fahrzeuge im Bereich des Turmberg-Sattels eine Umleitungsstrecke benutzen, die derzeit hergerichtet
wird. Trotz der Schneefälle vergangener Wochen gab es nämlich an der Autobahn-Baustelle keine Winterpause.
Die Arbeiten gingen, so heißt es, planmäßig weiter. Während die Brücken über die Franzosenschlucht und
Maustobel deutliche Fortschritte machten, wurde im Turmberg-Sattel (abseits des Aichelbergs) der 100
Meter lange Tunnel fertiggestellt. Durch ihn wird einmal der Autobahn-Verkehr auf die andere Hangseite
hinübergeführt. Außerdem soll er (als sogenannte "Grünbrücke") den mehr als 30 Meter tiefen Gelände-
Einschnitt aus Blickrichtung Voralb-Gebiet verdecken. Vorläufig dient der im Tagebau hergestellte und
inzwischen abgedeckte Tunnel ganz anderen Aufgaben: Über ihn hinweg wurde eine Umleitungsstrecke angelegt
(links im Bild), so daß die Autobahn demnächst - in Fahrtrichtung Stuttgart gesehen - nach der scharfen
Waldkurve nach links abschwenkt, um dann kurz vor der Aichelberg-Steilstrecke wieder auf die bestehende
Trasse zu kommen. Dies ist notwendig, weil nun die gewaltigen Abgrabungen für den mehr als 30 Meter tiefen
Gelände-Einschnitt weitergehen müssen (rechts), in dem einmal die Autobahn zur anderen Hangseite und damit
zur Maustobel-Brücke führen soll. Dazu wird nun die bestehende Trasse gekreuzt und durch einen tiefen und
breiten "Graben" zerschnitten. Daß die schweren Muldenkipper mit denen das Abraummaterial talabwärts zur
Aufschüttung des dortigen Dammes transportiert werden muß, nicht über die Autobahn rollen muß und den
Verkehr beieinträchtigen dürfen, haben die Planer schon im Vorfeld berücksichtigt: Der Abtransport erfolgt
nämlich durch die 100 Meter lange Tunnelröhre über die Baustraßen abwärts. Unser Bild entstand in Richtung
Aichelberg und zeigt links die Umleitungsstrecke, rechts den tiefgelegenen Tunnel sowie die bestehende
Autobahn-Trasse.
NWZ Göppinger Kreisnachrichten vom 22.03.1988:


Einspurig beraufwärts
Zu erheblichen Stauungen kam es schon gestern am Aichelberg-Aufstieg der Autobahn. Der Baustellenbereich
ist nämlich nur einspurig passierbar, weil derzeit eine 700 Meter lange Umleitungsstrecke angelegt wird.
Sie ist notwendig, um den Verkehr am Baustellenbereich vorbeiführen zu können. Unser [obiges] Bild zeigt
die Situation hinterm Aichelberg in Fahrtrichtung Ulm-München. Noch rollt der Verkehr einspurig beraufwärts.
Demnächst wird er aber auf die rechts abschwenkende Umleitungsstrecke geführt, die über dem bereits
fertiggestellten Tunnel (eine Röhre ist ganz rechts erkennbar) vorbereitet wurde. Die Umleitung in
Gegenrichtung wird erst in der Woche ab dem 11. April eingerichtet. Unser rechtes Bild zeigt den
enstandenen Stau, der übers Viadukt weit ins Alb-Vorland hinab reicht.
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